Die Vielseitigkeit ist auch unter Military bekannt, jedoch wird dieser Begriff heutzutage nicht mehr so oft verwendet, international wird das Vielseitigkeitsreiten als Eventing bezeichnet.
Die Vielseitigkeit ist aus militärischen Distanzwettbewerben entstanden. Früher wurden diese langen Ritte als Schulung für die jungen Reiteroffiziere und ihre Pferde im Überwinden großer Entfernungen angesehen, wie es der kriegsmäßige Einsatz zum Beispiel bei Fernpatrouillen zu damaliger Zeit erforderte. Es waren zunächst recht unreiterliche Angelegenheiten, man konnte sogar von Tierquälerei sprechen. Es wurde nämlich über sinnlose Entfernungen auf harten Straßen überwiegend im Trab geritten, wobei es den Pferden oft an der nötigen Kondition und den Reitern an Erfahrung fehlte, dabei kam es oft zu vielen Ausfällen, aus denen man Lehren gezogen hat und sich über den Sport Gedanken gemacht hat. Vor allem in Frankreich gewann man wertvolle Erkenntnisse bezüglich Training, Beinbehandlung, Hufbeschlag, Stallpflege und Beurteilung der Kraft des Pferdes für eine zweckmäßige Einteilung des Rittes, was zur Folge hatte, dass die französischen Offiziere am erfolgreichsten waren. Die Praxis zeigte immer wieder, dass zum Überwinden langer Strecken ein Wechsel von ruhigem Galoppieren und Reprisen in gemäßigtem Trab sehr viel kräfteschonender sind als ein ständiger starker Trab. Die abstumpfenden „Chaussee-Rennen“ erlangen keine Große Beliebtheit, so kam es, dass man Geländestrecken mit möglichst natürlichen Hindernissen wie Hänge, Koppeltore und Gräben auswählte. Die Prüfungen gewannen damit an sportlichem Reiz und Wert. Obwohl bei der Bewertung die benötigte Zeit, die Manier und Haltung des Pferdes, Sitz und Einwirkung des Reiters beachtet wurde, war die Bewertung jedoch zunächst nicht einheitlich. Im Laufe der Jahre wurden die Distanzen der Dauerritte gekürzt. Sie gingen im Allgemein nicht mehr über 80 km hinaus und der querfeldein Teilstrecke wurde mehr Beachtung geschenkt. Des Weiteren wurden Mindestzeiten festgesetzt, deren Überschreitung mit Fehlerpunkten geahndet wurde, währenddessen das Unterbieten nur eine unnötige Anstrengung für das Pferd bedeutete. Die Zeiten richteten sich nach der Länge der Strecke.
Bei den olympischen Spielen 1912 in Stockholm gewann die Military an Bedeutung. Dank des schwedischen Grafen Clarence Rosen durften die Reiter zum ersten Mal bei den olympischen Spielen teilnehmen. Die Reiter erhielten zum ersten Mal einen Platz unter den Sportlern und der reiterliche Leistungsport, so in etwa der heutige Turniersport, wurde in seinen drei Disziplinen Dressur, Springen und Gelände erstmals präsentiert. Seit Stockholm 1912 sind die Olympischen Spiele für die gesamte Reiterei zu den bedeutenden Richtungsweisern sowie Vergleichsmöglichkeiten geworden. Für die Vielseitigkeit lässt sich sagen, dass in Deutschland und allen anderen Ländern, denen eine olympische Beteiligung möglich war, in den jeweils vierjährigen Zwischenzeiten alle Arbeit und Planung stets bewusst und gezielt auf den nächsten olympischen Einsatz ausgerichtet wurde. Das dieser Sport jetzt so begehrt war, lag daran, dass in der Military der Weg zu einer starken Leistungsspitze besonders weit, mühsam und aufwendig ist und der Faktor der Erfahrung des Pferdes und des Reiters eine ganz große Rolle spielt. Es wurde zu einer großen Aufgabe der verantwortlichen Gremien, im engsten Kontakt mit den Spitzenreitern, alle fördernden Kräfte immer wieder zu erfassen und zum Aufbau olympisch würdiger Mannschaften zu integrieren.
Auch in den vierjährigen Zwischenzeiten fanden mehr und mehr Militaryveranstaltungen statt, die sich immer weiter zu der heutigen Form der Vielseitigkeit entwickelten haben, die wie folgt gegliedert ist:
Als erstes absolviert man die Teilprüfung Dressur. Diese wird einzeln geritten und richtet sich nach dem Aufgabenheft Reiten bzw. der FEI- Aufgaben der jeweiligen Klassen. Gewertet wird nach dem in der Spezialdisziplin Dressur üblichen Wertnotenmodus, allerdings wird das Endergebnis in Strafpunkte umgerechnet. Diese bilden den Grundstock für die weitere Berechnung.
Traditionell ist die zweite Teilprüfung einer Vielseitigkeitsprüfung der Geländeritt über eine mit Naturhindernissen verschiedener Art ausgestattete Querfeldeinstrecke (Q-Strecke, Cross Country Course). Der Geländeritt ist in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren, das Überschreiten dieser wird mit Strafpunkten geahndet. Strafpunkte gibt es auch für Verweigerungen oder "gefährliches Reiten". Der Sturz eines Pferdes oder Sturz eines Reiters führt zum sofortigen Ausschluss.
Das Springen, welchem in der Regel eine Verfassungsprüfung vorangeht, ist die letzte Teilprüfung und entspricht den Regeln der Spezialdisziplin Springen. Auch hier können Strafpunkte für Abwürfe, Stürze und Verweigerungen sowie für Zeitüberschreitung hinzukommen.
Sieger ist am Ende derjenige Teilnehmer mit der geringsten Strafpunktzahl.
Die Vielseitigkeitsprüfung stellt als kombinierter Wettkampf geringere Anforderungen in den Spezialdisziplinen, setzt aber eine deutlich höhere Kondition und Ausdauer von Reiter und Pferd voraus. Das typische Vielseitigkeitspferd muss also nicht nur über gute Grundgangarten sondern auch über ein gutes Spring- und Galoppiervermögen verfügen. Entscheidend sind dabei der Reiter und das Pferd als Paar. Es sollte sich bei den vielseitigen Anforderungen in weitgehend physischer und psychischer Übereinstimmung befinden. Der Reiter, der sein Pferd nach intensiver gymnastizierender Arbeit und nach einem systematischen Konditionstraining in einer dem beiderseitigen Können entsprechenden Prüfung an den Start bringt. Das Pferd, welches im Vertrauen zu seinem Reiter an die Aufgaben herangeht. Aufgaben, die durch das im Gelände liegende Kernstück der Vielseitigkeitsprüfungen immer wieder neue Anforderungen stellen und neue Reize bieten. Der Stil des Parcourschefs und die Unterschiede der Landschaft bieten Prüfungen gleicher Ausschreibungen ein grundverschiedenes Gepräge, wobei auch noch das Wetter eine große Rolle spielt, denn es hat Einfluss auf das Geläuf, Hindernisse und auf die Verfassung der Reiter und Pferde. In anderen reiterlichen Disziplinen haben diese Besonderheiten einen nicht so großen Einfluss auf die Psyche des Paares.
Aufgrund dessen sollte man nicht unvorbereitet in eine Vielseitigkeit starten, sondern auch im Winter möglichst viel trainieren, damit Pferd und Reiter eine gute Kondition haben. Bei uns im Verein gibt es keine direkten Trainingsmöglichkeiten im Gelände, jedoch bietet sich am Strand im Winter Konditionstraining an. Auch wenn man Geländehindernisse trainieren möchte, haben wir in der Gegend viele Trainingsmöglichkeiten, wozu z. B. der Reiterpark Max Habel zählt, der auch für Einsteiger geeignet ist. Weiterhin werden dort auch Lehrgänge angeboten, aber man kann auch mit seinem Trainer oder ganz alleine trainieren. Für die beiden anderen Disziplinen Dressur und Springen, könnt ihr euch ganz einfach bei den Spezialdisziplinen informieren. Also wir hoffen, dass wir euer Interesse an der Vielseitigkeitsreiterei geweckt haben und werden auch gerne dabei helfen die perfektesten Trainingsmöglichkeiten und Trainer, welche ihr auch unter Reitlehrer nachlesen könnt, zu finden und auch andere Fragen die Vielseitigkeit betreffend beantworten.
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